Michael Pand

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Damals in Afghanistan
 

Es war schon gegen Ende der „Hippie-Zeit“, im Wiener Konzerthaus spielten Frank Zappa, Procol Harum, Leonard Cohen, das  täglich inhalierte Haschisch kauften wir  beim Theseustempel, -da wo jetzt illustre ÖVP-Nachwuchsparties stattfinden-, einstmals junge und  schmale Bürschchen wie der  ORF-Ressortleiter für politische Auslandsthemen  Dr. Raimund Löw  waren noch in der, mittlerweile aufgelösten, GRM (Gruppe Revolutionärer  Marxisten/Trotzkisten) bei Kambodscha-Demos engagiert.

 Damals, vor  27 Jahren, konnten wir am Landweg  mit Bussen und Bahn,  von Wien Südbahnhof via Türkei, Persien, Afghanistan, Pakistan, Indien bis nach Kaschmir reisen. Ein Blick auf die alten Fotos beweist, dass sich beim Verfasser der nostalgischen Zeitreise die leibliche Extension seither verdoppelte, aus ca. 49kg wurden 91, aber was bedeuten schon solche Wertungen?

 Nehmen wir sehnsuchtsvoll die Schilling-Preise: in der 3. Klasse kostete die Reise von Istanbul bis New Delhi im Normalfall 50 US$, also 750 ATS, vorausgesetzt dass man immer das billigste Verkehrsmittel wählte; meine Studienbeihilfe brachte rund 2200 ATS im Monat.

Zum individuellen Flair gehörte um 1974 aber am wenigsten das Geld, dafür die langen Haare und eine, möglichst exotisch-interessante Biografie; daher: auf nach Indien, vielleicht begegnen wir George Harrison in einem Ashram! Zwar dachte noch niemand ans Fliegen, gewöhnliche Landstrassen hatten in der Post-Easy-Rider-Zeit genug Anziehungskraft um der eigenen Poiesis (gr.: lebens-bildend) zum Entwurf in die alles versprechende Ferne zu genügen.

Dass die kopftuchtragenden Einheimischen gleich hinter Istanbul immer häufiger zu sehen waren verwunderte uns, denn wir hatten nur ein abenteuerliches, weniger ein theoretisches Interesse an Sitten, Gebräuchen, Religion. Die mitreisenden Hippie-Frauen, -der Volksmund nannte uns unisono „Blumenkinder“,  kokettierten mit: „soll ich bei 35 Grad Celsius noch einen BH anziehen...?“; die vorwiegend europäische Travellerszene blieb, Herman Hesse lesend, unter sich.

Niemand wollte sich lange in der Türkei aufhalten (zu wenig exotisch), erst recht nicht im Iran, wo man zur Zeit von Shah Mohammad Reza Pahlawi maximale Gefängnisstrafen bei Minimalbesitz von Dope erwarten musste.

In schlechtester Erinnerung blieb auch die überraschende und durchaus persönlich aufzufassende Aggression vieler Perser, besonders in den Städten, zu den transitreisenden Hippies. Zwar schien nach aussen hin alles amerikanisiert zu sein, die Polizisten versteckten sich hinter Ray Ban Sonnengläsern und sahen so aus wie man es aus Hollywood- Filmen gewohnt war, aber sie waren a priori nicht auf unserer Seite. Wann immer man mit Taxifahrern, Zimmervermietern zu tun hatte oder nach einem Durstlöscher fragte: die Menschen verhielten sich spröde, abweisend. Natürlich drehten wir jeden Rial dreimal um, und hatten dann immer noch das Gefühl übervorteilt zu werden. Als reisende Blumenkinder automatisch „willkommen“ zu sein, so wie man sich das jugendlich-naiv und im meist eingerauchten Zustand erwarten durfte: im Iran waren wir es keineswegs.

Nach 12 Tagen erreichten wir die afghanische Grenze. Auf der iranische Seite der Grenze gab es noch eiskaltes Wasser aus amerikanischen  Trinkwasserbrunnen, in einer Glasvitrine wurden zur Abschreckung Polizeifotos von Hippies die bei der Rückreise vom Zoll mit Haschisch erwischt wurden, kleine Souvenirs die meist im Schuh oder Rucksack versteckt waren, ausgestellt. Darunter stand: 20 Jahre Haft; mit Schaudern dachten wir an die Rückreise.

Auf der afghanischen Seite stand ein Zollgebäude dass wie der Bahnhof in der Anfangssequenz von „Spiel mir das Lied vom Tod“ aussah: kein Strom, kein eisgekühltes Trinkwasser und die rückreisenden Hippies verschenkten ihr nicht gerauchtes Haschisch an die Neuankömmlinge.

Die Afghanis waren merkbar freundlicher als die Perser, es wurde gelacht und gehandelt, mit Petroleumlampen und mit Haschisch. Am nächsten Morgen in Herat, der zweitgrößten Stadt Afghanistans, weckten uns die seltsamsten Geräusche. Ein Blick aus dem Fenster erklärte die Sachlage: da gibt’s anscheinend keine Autos, auch keine Mopeds, da fährt man mit Eseln, Pferden, und an denen bimmelt ein Glöckchen.

 Im Frühstücksraum des Rainbow-Guesthouses (Übernachtung kostete 2ATS), saß in einer zerschlissenen Uniform ein junger afghanischer Polizist. Er verdiente sich ein bisschen was dazu indem er die Hippies zum Markt begleitete um sie bei den vielen Haschischqualitäten zu beraten  und dann beim Feilschen half.

 Auf halben Weg nach Indien war diese afghanische Grenzstadt die erste Oase in der wir länger bleiben wollten. In einer als „Bank“ bezeichneten Baracke konnten wir die mitgeführten American Express Traveller-Cheques in lokale Währung wechseln. Am Markt gab es handgearbeitete Ledersandalen zu kaufen, abends saßen wir mit Franzosen, Engländern und japanischen Studenten zusammen die vorhatten, mehr oder weniger am Landweg bis nach Hause zu fahren und kifften bis uns die aus Wien mitgebrachten Jointpapers ausgingen.

In einem chinesischen Bus, überladen bis zum Dach und eingepfercht zwischen Hühnern und Afghanen reisten wir auf der einzigen asphaltierten Strasse nach Kabul. Die eintönige Landschaft erinnerte an den Pasolini Film „König Oedipus“, stundenlang nur Steine, Staub, meistens flach und niemals sahen wir Felder oder Gärten. Aber alles was für den Shoestring-Reisenden wichtig ist, ein billiges Zimmer, schmackhaftes Essen: in Kabul war überraschenderweise alles vorhanden. Erdbeeren wurden gereicht und schmeckten in der kargen Landschaft besonders gut, auch Milkshakes, Pancake und Karottensäfte; hungrig waren wir in der flimmernden Hitze ohnehin selten.

 Wir begegneten, erstmals, weil den Iran konnte man damals nicht dazurechnen, den „echten“ Muslimen. In den engen Gassen der Hauptstadt sahen wir auch vollständig eingehüllte Frauen in der Burkha. Sicherlich wirkten wir genauso komisch und fremd auf die Afghanen wie umgekehrt. Obwohl wir uns nicht besonders dafür interessierten erfuhren wir, dass das Land in Stämme aufgeteilt ist, stolze, kriegerische Familienclans, von denen jeder ein Tal oder ein bestimmtes Gebiet kontrolliert. Der König war bereits im Exil, was manche Afghanen bedauerten, andere aber nicht, und über allem lag dieses pazifistisch- anarchistische Grundgefühl: hier gibt’s überhaupt keine staatliche Ordnung, auch keine Polizei oder Polizeigewalt, keine geschriebenen  Gesetze, diese Menschen sind einfach zu arm oder heterogen, aber es fehlte, abgesehen von „Rizla-Papers“ auch nichts.

Dass parallel zu der fremden, aber begreifbaren Welt auch eine kultur-autonome Entwicklung, ein psycho-politischer Prozess im Untergrund stattfindet der wenige Jahre später zu den folgereichsten „Revolutionen“ führte wurde nicht einmal geahnt. Niemals hätten wir, Hippies und Trotzkisten, die wir eifrig gegen den Shah von Persien in Wien demonstrierten ernstlich angenommen, dass er ausgerechnet von  Ajatollahs, von religiösen Führern, und nicht von der linken Opposition gestürzt wird!
Oder: dass die Sowjetunion in das bettelarme Afghanistan einmarschieren wird.

Die großen religiös-historischen Unterschiede zwischen Schiiten (Iran) und Sunniten (Afghanistan, Pakistan etc.) waren damals kein intellektuelles Thema, ebenso nicht jene zwischen dem Westen und dem Islam, weil den sich überall ausbreitenden „Amerikanismus“, genauer gesagt: den system-pragmatischen Anspruch der USA weltweit alle Kulturen, Ethnien und Religionen auf der Basis konsumierender Materialität verbinden zu können ohnehin niemand verhindern wollte.

 Unser Dagegen-Sein, hauptsächlich jugendliches Ressentiment gegen das Establishment, bezog sich nur auf offensichtlich sinnwidrige, politische Details und eklatante Widersprüche zu eben dieser Idee, zum Beispiel gegen den im Fernsehen in schwarz-weiß gezeigten Vietnamkrieg, der um 1974 praktisch entschieden war.

Für die meisten der bunten Wandervögel, „68iger“ und alles was sich noch dazurechnete, begann oft nach dem Ausflug in exotische Weltgegenden der „lange Marsch durch die Institutionen“. Wie sich belegen lässt, wartete für viele aus meinem VSStÖ-Bekanntenkreis ein akzeptabler Karriereposten, zum Beispiel als Abgeordneter im Parlament, Bürgermeister von Wien oder als Staatssekretär in einem Ministerium, viele landeten im ORF, beim ÖGB oder bei „News“.

Solche Zeit-Genossen kaufen, wenn sie sich einen Hund anschaffen, gerne einen Afghanen, vermutlich weil die so sanfte Augen haben. Auch Bin Laden hat einen weichen, treuherzigen Hundeblick, obwohl er nicht aus Afghanistan stammt.

Die bis heute ungelösten, inhumanen und widersprüchlichen Weltverhältnisse werden sofort klar wenn man bedenkt, dass das monatliche Existenzminimum eines vierbeinigen Afghanen, (Futter, Steuer, Tierarzt etc.) dem Besitzer hierzulande etwa doppelt so teuer kommt als ein zweibeiniger, ein Afghane homo sapiens, im Herkunftsland durchschnittlich zum Leben hat.

Ebenso leicht vorstellbar ist, dass eine Afghanenhündin überall wesentlich besser (und sei es von den geltenden Tierschutzgesetzen) behandelt werden muss als eine Frau in Kabul; dass viele afghanische Kinder aufgrund von ausgestreuten Landminen ohnehin nur mehr einbeinig sind macht das bizarre Bild komplett.

 Über eine Million Tote nach dem Abzug der Russen, zwei bis drei Millionen auf der Flucht, Milliardengeschäfte beim Handel von Opium und Heroin.

Das, für den „Ungläubigen“ in der verklärten nostalgischen Erinnerung angenehmste aller bereisten islamischen Länder steht brennend im Brennpunkt der Weltgeschichte.

 Der grenzenlosen, religiös motivierten, intelligenten Dummheit des „Terrors“ (wir sagen: praktisch angewandter mystizistischer Ein-Gott-Glaube, der sich auf bestimmte islamische Texte beruft) stellt sich nun eine nicht unähnlich referierende Nation („In God we trust“, „God´s own Country“) die USA und ihr de facto 51. Bundesstaat Israel, in other words: intelligente, kollektiv-patriotische und biblische Dummheit, zur höchsten Friedensgefahr für die restlichen 90% der Weltbevölkerung, einem in jeder Hinsicht  fatalen, unabsehbaren, globalen Kampf entgegen.

 Neu und ungewöhnlich ist für den Verfasser, ab sofort nicht mehr und ohne weiteres den bequemen Standpunkt der intellektuellen Neutralität, die Rede des „einerseits und andererseits“, einnehmen zu können. Vielmehr führt die Reflexion der kriegerischen Ereignisse und der subjektiv erlebten, oftmals gewünschten Begegnungen mit islamischen Kulturen in einen depressiv stimmenden circulus vitiosus. Der Tatbestand eines nicht mehr wegzuleugnenden „clash of civilications“ ist auf der medial rezipierten Weltbühne für alle Beteiligten, insofern sie imperativen Schriftgesellschaften angehören, eine auch semantische Frage zur faktischen Wahrheit der konstituierenden beziehungsweise der selbstkonstituierenden Texte.

Es gibt an diesem Punkt kein intellektuelles vorbeimogeln: Niemand, kein noch so „USA-kritisch“, oder „idealistisch–christlich“, „antisemitisch“ oder sogar „anarchistisch“ sich selbst definierender Zeitgenosse, (ausgenommen: bekennende Mystiker die niemals Bier trinken) könnte jemals ein logischer, sinnvoller Verbündeter, also ein „wahrer“ Sympathisant der Gruppe um Bin Laden sein.

 Deutlicher: im Vietnamkrieg konnte man, ohne selbst Kommunist oder Vietnamese zu sein relativ einfach, zum Beispiel moralisch, auf der anderen Seite stehen. Das ist in diesem Krieg aber, bei allem erdenklichen Vorbehalt zu den USA, bei allem Idealismus für die armen, unterdrückten Massen in Afghanistan, Pakistan etc., auf einer sinnvollen Ebene schlicht unmöglich.

 Im Islam glaubt man, dass der Autor des Koran nicht Muhammad sondern Gott selbst ist! Somit ist jede der 114 Suren (Kapitel) das unmittelbare, unfehlbare Wort Gottes, was auch die Bezeichnung „Ungläubige“ für alle Nicht-Muslime erklärt.

Ein wirklicher Muslim macht sich den Koran innerlich zu eigen, im profanen Leben gebraucht er die auswendig gelernten Textstellen zur Deutung und Bewältigung der Welt. Die heilige Schrift ist somit kein abstraktes Buch das als Objekt für sich besteht. Der Koran existiert sprachwissenschaftlich als „Anrede, die Antwort erwartet“, jeden anderen daher a priori mit einbezieht.

Leicht erkennt man die theologisch-semantische Differenz Christentum - Islam: Altes und Neues Testament sind von verschiedenen Autoren, in jedem Fall von Menschen aber nicht „von Gott selbst“ verfasst worden. Bereits auf der konnotativen Ebene der Überlieferung besteht ein fundamentaler Auffassungsunterschied.

Auch im Westen, zum Beispiel bei der Einreise in die USA, überraschen uns, von höchster Stelle (U.S. Government) verfasste und verordnete Texte. Unter Punkt 29 am derzeit gültigen Visumantragsformular wird beispielsweise die seltsame Frage gestellt: „Sind sie ein Mitglied oder Vertreter einer terroristischen Organisation?“ Alle Fragen sind  mit Ja/Nein zu beantworten.

Im Gegensatz zum Koran wo Gott als der „Absender par excellence“ gilt,  findet sich aber auf der Rückseite dieses amerikanischen Formulars der entscheidende Hinweis um die behauptete Sinndifferenz zu belegen: „Sollten Sie anderer Meinung sein oder Vorschläge zur Vereinfachung des Formulars haben, wenden Sie sich bitte an das Department of State (OIS/RA/DR), Washington, D.C. 20620-0264.

Genau das ist im Islam nicht möglich!

Wenn wir, die vernunftbegabten Einwohner westlicher Kulturen, den „Terror“ besiegen wollen oder müssen, wenn dieser Terminus das bestimmende und alles rechtfertigende Subjekt  der Politik und des  zivilen Alltags wird, dann liegt es auf der Hand, dass man im 21.Jh. die  Erkenntnisse der  Psychologie oder der psychologischen Kriegsführung  in die vorderste  Erwägung einer  Strategie  mit einbeziehen muss.

Da wir es in jedem Fall mit einem religiös-fanatischen, auch mythosverdächtigen Gegner zu tun haben, ist das WIE, die Frage nach der formalen Vorgangsweise wichtiger denn je.

Nur wenn es gelänge Osama Bin Laden mit Gefolge, der sich im Medium Video wie ein seitenverkehrter Messias stilisiert und der es für Millionen Anhänger, die fundamentalistischen, großteils analphabetischen Massen in Pakistan, Malaysia und Indonesien faktisch ist, in seiner ureigenen psychischen Realität zu bekämpfen und zu schlagen, besteht eine begründete Hoffnung auf eine Beendigung dieses ungleichen symbolischen Kampfes, die Wiederherstellung der aus den formalen Fugen geratenen weltreligiös-metaphysischen Symmetrie. 

 Bin Laden mit Bomben zu vernichten, ihn symbolisch zu „kreuzigen“ bringt ihn nur seinem großen Ziel, der prominenteste Märtyrer für die islamische Welt (eine Milliarde Menschen) zu werden, näher.

Noam Chomsky oder ein Sprachwissenschaftler von ähnlichem Kaliber müssten den Präsidenten beraten wie er auf linguistischer Ebene unter Einbeziehung der spezifischen Terminologie des Korans einen Gegner namens Bin Laden entweder als Šaytan (Satan),  ¥inn (Dämon), Iblis (das Böse) islamgerecht bezeichnet, den Krieg auch in verständlicher Sprache weiterführt.

Aufgrund eigener USA-Erfahrungen hüte ich mich davor das Weisse Haus und das politische Krisenmanagment in europäisch-arroganter Manier zu unterschätzen. Möglicherweise sitzt seit dem 12.September ein von der Öffentlichkeit abgeschirmtes und, gemessen an europäischen Islamexperten ebenso gutes Beraterteam dem Präsidenten zur Seite, das alle hier bruchstückhaft vorgetragenen Ideen schon längst durchgespielt hat.

Die bisherigen Kommentare österreichischer Orientalisten oder Kunsttheoretiker (Barbara Frischmuth in der „Presse“ bzw. Boris Groys im „Standard“) blieben jedenfalls in bezug auf konkrete Analyse und Strategie weit hinter meinen Erwartungen zurück. Nur der französische Literaturstar Michel Houellebecq hat, einfach und eindeutig, den Islam als „die dümmste aller Religionen“ bezeichnet.

Im günstigsten, wenngleich unwahrscheinlichen Fall der Gefangennahme von Bin Laden, wozu die USA alle Mittel und Anstrengungen aufwenden sollten, könnte ein „entwaffnender“, weil fairer Prozess nach der Menschenrechtskonvention (auch: UN-Tribunal) inklusive der im westlichen System für solche Fälle vorgesehenen Einweisung in eine geschlossene Anstalt, dem islamischen Mythos eines neuen, erwarteten Messias, höchst subversiv entgegen wirken.

Nach meinem Moralverständnis „darf“ und soll die USA, wenn Bin Laden bei den Bombardements stirbt oder Suizid begeht, gegebenenfalls auch einen artifiziellen Doppelgänger, einen künstlichen Gegner gleichen Namens erschaffen, ihm virtuelles Leben einhauchen, seine ohnedies gespeicherte und technisch wiederherzustellende Stimme mit neuen, gemäßigten oder reuigen Botschaften in der islamischen Welt verbreiten und ihn zum richtigen Zeitpunkt (Kairos) sterben lassen. Im Interesse des Welt- beziehungsweise Kulturfriedens ist ein Agieren mit den Mitteln des perfekten Scheins, der virtuos fabrizierten Seins-Fälschung (beides nur ein anderes Wort für Kunst) absolut vertretbar.

Am Beispiel Iran konnten wir, die Generation der Hippies und Indienfahrer, in aller Deutlichkeit sehen dass der schiitische Islam mit dem Amerikanismus wenn er sich nur halbherzig als politischer Idealismus oder Imperialismus verkleidet, in einer Generation  fertig wird. Der Shah von Persien, der niemals publicity-heischend in einer Moschee beim Gebet zu sehen war aber sein Volk mit Dollar-Ölmilliarden beglücken wollte wurde gestürzt, weil er das Land in eine westliche, aus islamischer Sicht irreligiöse Industriegesellschaft verwandeln wollte.

Bis jetzt gibt es kein einziges Land dass den Islam als Staatsreligion zur Grundlage hat und dass man  demokratisch nennen darf. Zumindest das sollte zu denken geben.

 Alle Individuen die den Unterschied zwischen einem Text (zum Beispiel einer „heiligen Schrift“) und der relativen Wahrheit desselben geistig nachvollziehen können sind existenziell aufgefordert mit dem virulent gewordenen Subjekt des „Terrors“ und seinen Protagonisten besonders schonend und vorsichtig, wir meinen: kreativ, rational, keinesfalls  alttestamentarisch umzugehen, um noch Schlimmeres zu verhindern.

Die große Herausforderung besteht in einem verdammt realen wie kultur-semantischen Kriegsszenario bei dessen politischer und psychotherapeutischer Diagnose zu entscheiden ist: wollen wir in Zukunft als Arzt oder als Patient mitspielen ?

Oder wenigstens als Schiedsrichter !

 © 2002-2014 by Michael Pand

 

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