Michael Pand

News    Biografie    Fotos    Audio/Video/Shop    Texte    Privat    Home

Alle Texte © by Michael Pand

In memoriam Alfred Pawlin ! oder: Wer stirbt schon gerne unter Palmen ?

Schon bei meinem ersten Besuch in Thailand 1986 sagte mir der Direktor des Thai National Filmarchive Khun Dome, dass noch ein anderer „Austrian“ in der Künstlerszene der 8 Mio-Stadt Bangkok anwesend sei: Alfred,- Freddy-, ein echter Wiener, damals Anfang 30 gründete kurz zuvor die „Visual Dhamma Gallery“, was sich mit „die Lehre des Buddha veranschaulichen“ übersetzen lässt. Ein Treffpunkt für die Bangkok-Avantgarde, für Sezessionisten innerhalb der buddhistisch-monarchistischen Gesellschaft die ihr „Künstler-Sein“ als Autopoiesis („self-production“) leben und erleben wollen.

Unsere einzige mediale Verbindung zum Rest der Welt außerhalb des Königreiches war damals die englischsprachige Bangkok Post, bei „Open Galleries“ wurde die Visual Dhamma mit wenigen Zeilen täglich erwähnt, dies war eine freundliche Bestätigung im Horizont der unendlich vielen fremden Zeichen irgendwie auch dazugehören. Fröhliche Wissenschaft: „Wir haben Österreich verlassen und sind ins Flugzeug gestiegen. Wir haben die Heimat hinter uns, mehr noch, wir haben alle Sozialversicherungen hinter uns abgebrochen. ……...Oh des armen Vogels, der sich frei gefühlt hat und nun an die Wände des neuen Käfigs stößt ! Wehe, wenn das Land-Heimweh dich befällt, als ob dort mehr Freiheit gewesen wäre, - und es gibt kein Land mehr !

Alfred war mit Miki Ehrenzweig den ich flüchtig kannte beim Bundesheer, damals war Ehrenzweig Privatsekretär von André Heller, jetzt lebt er seit Jahrzehnten in San Francisco, betreibt dort eine Gay- Filmproduktion. Mir hingegen kam die Idee dem Stellungskommando ein Foto meiner Einweihungszeremonie in einen buddhistischen Tempel zu senden und zu erklären, dass ich fortan als Bettelmönch dem Bundesheer nicht zur Verfügung stehe.

Obwohl ich mir vor der Abreise aus Österreich definitiv vorgenommen hatte alles und jeden aber bestimmt keinen Österreichern begegnen zu wollen, ging ich dem Herdentrieb folgend so wie die meisten Expats in die Vinothek des Salzburger „Chevalier“ Werner K. Kubesch, ein Hot Spot wo sich illustres Publikum austauschte: der jüdische Großbetrüger Michel Adam Lissowski, damals „Eden Group“ der einige Mio $ aus thailändischen Banken abzweigte, anschließend sich der thailändischen Justiz entzog indem er samt seiner Yacht nach Paris verschwand; ebenso junge heiratsfähige Frauen aus der Österreichischen Botschaft die ständig lamentierten wie unglücklich sie hier in bezug auf Liebschaften wären, später kam dann die „Dicke Gerti“ hinzu, die mitsamt ihren 140 kg in Bangkok mit dem Motorrad auf der Sukumvit Road fuhr, sie machte zweifelhafte Speditionsgeschäfte mit dem oben genannten Weinhändler und Chevalier die sie für ein paar Monate ins Thai - Gefängnis brachten. Nach der verbüßten Haftstrafe heiratete sie medienwirksam in U.S.A. einen Häftling in der Todeszelle, schaffte es solcherart nochmals ins österreichische TV zu kommen….

Alfred Pawlin verkehrte nie in diesem rot-weiß-roten „Business-Milieu“, er zog sich im Laufe der Jahre immer mehr in sich selbst bzw. in sein Konzept einer wahren, buddhistischen Kunst zurück. Dass er zu Beginn seines Aufenthalts sogar mit selbsternannten Ordensträgern wie Kubesch kurzfristig und pro forma eine Firma gründete (Aufenthaltserlaubnis !) bestätigt die Theorie von Antipoden die ein Stück des Weges gemeinsam gehen müssen um sich danach für immer aus dem Weg zu gehen.

Auffallend war, dass er bis zum Lebensende 2020 partout kein Wort Thai lernen wollte. Ruhig und gesammelt wie ein alter Chinese beobachtete er wortkarg das Geschehen vom Hintergrund. Sehr treffend waren seine Metaphern wenn wir uns über das fremde Land das fortan unsere Heimat werden sollte, unterhielten. „Das Wichtigste in Gesellschaft von Thais ist immer das Hemd !“,- man muss etliche Jahre hier gelebt haben um diesen lapidaren Satz in Konsequenz zu verstehen. Bald waren wir uns einig, dass wir beide weder im Typus, noch von der Lebensgeschichte, genau genommen überhaupt nicht in diese feminine, uniformierte, militärische strukturierte Gesellschaft passten; gleichwohl blieben wir, Jahr um Jahr, wissend dass genau das Groteske, dem man im Königreich im Alltag so oft begegnet uns vor der Banalität des Zuhause-Bleibens retten wird. Die Vögel „singen“ nicht in Thailand, --- sie schreien, laut, unbarmherzig, der ganze Schmerz des Dschungels ertönt als ein gnadenloses Himmelsecho. Der nächtlich-poetische Spaziergang mit der Geliebten im Reisfeld wird niemals zu einem Frühlings-Ausflug wie einst in der Lobau. „Carabao“, eine im ganzen Land höchst beliebte Thai-Rockband, sowas wie die Rolling Stones hierzulande, gefiel ihm auch nicht weil Ed Carabao nur diese gepresst-überspannte Thai-Stimme ins Mikrophon heult. Die treffendste Metapher aber gelang ihm mit dem Satz: „Bangkok ist Entenhausen“.

Donald Duck - Geschichten sind im Narrativ kosmologisch gebaut, im Zentrum ist die Stadt Entenhausen, der Geldspeicher, seltsame Familienstrukturen zwischen Onkeln, Tanten und Neffen, eine explizit „vaterlose“ Gesellschaft, genau wie in Thailand. Familienoberhaupt ist dort oft die Großmutter, da sie das meiste Land besitzt. Der Schöpfer Walt Disney hatte unter Tausenden begabten Zeichnern genau das „Händchen“, den gewissen Schwung zwischen Auge und Finger der bis auf den heutigen Tag Generationen in der ganzen Welt begeistert. Ebenso auffällig bleibt aber auch ein großes Talent zum Zeichnen bei sehr vielen Thais, erkennbar an der sauberen Handschrift, das graphologisch gesetzte Schriftzeichen als Ausdruck der Seele, im Unterschied und Gegensatz zum sprachlich-phonetischen Ausdruck, wo Thais außerhalb der Muttersprache noch nie überzeugten. Alfred’s zeitlebens intensive Beschäftigung mit der Frage „Was ist das Bild an sich?“ vor dem Hintergrund einer buddhistischen Lebenspraxis, evozierte genau in dem Feld von Sprache und Literatur, auf dem er eigentlich nicht zuhause war, die besten Aussagen.

Auch das Königreich Thailand ist ein „Kosmos“ (gr. Schmuck, Ordnung), es fungiert als ein geschlossenes System innerhalb eines strikt monarchistischen Rahmen, ohne den es zerfallen würde. Die Gesellschaft ist hierarchisch geschichtet, befindet sich als angehende Industriegesellschaft allerdings im Übergang zur modernen funktionalen Form. Nicht nur haben Thai-Frauen im Profil gewisse Ähnlichkeit mit Enten, dem sprachlich Unkundigen erscheint die einsilbig-tonale Sprache wie Entengeschnatter. Montag ist Gelb! somit tragen alle, Männer und Frauen der Tradition folgend jeden Montag irgendwas in Gelb. Thais sind seit jeher überzeugt, die Touristen müssen irgendwo über gefüllte Geldspeicher verfügen, andernfalls sie nicht massenweise ins Königreich fliegen könnten. Unsere Gespräche in der Visual Dhamma drehten sich meist um Filme, um Werner Herzog, der Standfotograf des legendären Kino-Abenteurers Beat Presser verkehrte in der Galerie, fern der Heimat wurde auch R.W. Fassbinder für ihn zu einem Halbgott.

Da im Königreich Staat und Buddhismus immer zusammen gehören, kann man erst ab 1923 von einer modernen thailändischen Kunstgeschichte sprechen; alles vorher war Tempel-Ornament, Handwerk und Restaurierung. Ein Italiener namens Corrado Feroci wurde auf Einladung des Königs Rama VI. ins Land bestellt um monumentale Skulpturen zu bauen. 1944, als die Japaner Thailand okkupierten änderte er seinen Namen in Silpa Bhirasi, nahm die thailändische Staatsbürgerschaft an um einer Verhaftung zu entgehen. Er starb 1962, seither gilt er als „Vater der modernen Kunst Thailands“. Nur mit diesem Hintergrundwissen versteht man, warum sich Alfred 20 Jahre später ebenfalls als Pionier einer vergleichsweise sehr jungen, buddhistischen Thai- Kunst sah.

In Europa, ebenso in USA bemüht sich die Kunstszene schon seit langem jene absolute, „reine“ Kunst zu schaffen, die ein Käufer nicht ohne weiteres im Wohnzimmer unterbringen kann. VALIE EXPORT baute einen 4 Meter hohen Turm mit 109 Kalashnikow-Gewehren, kaum vorstellbar ist, dass Nitsch mit seinem Orgien-Mysterien- 6 Tage Spektakel eine Aufführungs-Erlaubnis von der königlichen Zensur wie einst im kommunistischen Kuba bekommen hätte.

Alfred’s Marketing, um als Galerist nicht mit Kitsch und Kunsthandwerk verwechselt zu werden, bestand aus einer für Buddhisten typischen Paradoxie: am Eingang zur Visual Dhamma Gallery befand sich jahrzehntelang ein Schild mit einem einzigen Wort:„Closed“.

Dem Geist der „68-ige Jahre“ entsprechend, galt nach der Auffassung der „Frankfurter Schule“, Kritische Theorie, Adorno etc., eine Ware (jede Ware) die zum banalen Geldtausch feilgeboten wird als problematisch. In einer idealen Gesellschaft würde Kunst aus dem Volk für das Volk gemacht, der Künstler ist Medium, Agent, Operator. Geld hat seit jeher, seit seiner Erfindung in Mesopotamien vor 4000 Jahren keinen guten Ruf. Hinzu kommt der christliche Hintergrund, die Gleichsetzung von Sünde und Tausch für jene Waren denen eine Seele unterstellt werden kann: Arbeitskräfte, Haustiere, Kunst. So gesehen war Pol Pot um 1975 mit der totalen Abschaffung des Geldes im benachbarten Kambodscha der bislang konsequenteste Revolutionär.

Wer immer das buddhistisch-pragmatische Königreich von Lebenspraxis her kennt, versteht, dass genau hier die Grenze verläuft wo die westliche Doppelmoral zur Wesensfrage von Geld : gut/böse ? für Thais widersinnig ist. Solange ich genug Geld habe kann es nicht schlecht sein, denn da müsste ich selbst auch schlecht sein...

Nach 40 Jahren fern der Heimat haderte er immer öfter mit der Thai – Kunstszene die Mittelpunkt eines österreichischen Auswanderer-Leben wurde: zu wenig Dankbarkeit für einen weiteren Pionier der Avantgarde, 20 Jahre nach Silpa Bhirasi. Oft fragte ich mich warum er nicht schon längst in das geerbte, sehr großzügige und meist leer stehende Haus in Wien-Küniglberg wechselte. Doch musste er 70 Jahre alt werden bis er sich zum Rückzug entschloss. 2020 war es dann soweit, wenige Wochen nach seiner Heimkehr verstarb er im AKH Wien an einem Blutgerinnsel.

Michael Pand, Bangkok Royal Hotel, Winter 2023



Schöne neue e-Welt…

Vertieft in Peter Sloterdijk´s „Den Himmel zum Sprechen bringen“ läutete an einem richtig heißen Sonntag im Juli das Telefon: das Österreichische Kulturforum in Teheran wollte mich - wunderlich, mirakulös, nahezu unglaublich aber wahr -, zu einer Vortragsreise in den Iran einladen und meinen mit 12.000 Euro bescheiden budgetierten Video- Film „Odorico aus Portenau“ zeigen. Dieser handelt vom frühesten Weltreisebericht der österreichischen Geschichte im 14.Jahrhundert. Ein Franziskanermönch namens Odorico „gepórn von der gegnt die Portnaw haizzet, Minner prúeder ordenß, haun gesworen bei Gott dem Allmächtigen von den Landen zu berichten“ in denen er „Inn“ gewesen sei. Demnach wäre er ab 1314 n. Chr. von Venedig über Persien, Indien, Sumatra, bis nach Peking und retour gereist, 16 Jahre lang, unüberbietbar klimaneutral, danach schrieb er seinen Bericht für den Papst in Avignon und verstarb 1331. Hätte Odorico diese Reise im Jahr des Herrn 2021 gemacht, so wäre er aufgrund der Covid - Einreisebedingungen nicht einmal bis Venedig, keinesfalls in den Iran und auch nicht bis nach China gekommen.

Deshalb schlug das Kulturforum Teheran vor, eine Videokonferenzschaltung in den islamischen Gottesstaat zu machen. Mein Film wurde von einem IT- Techniker formatiert und hochgeladen, wanderte im Äther in Sekundenschnelle in den PC des Kulturforums und weiter in die Laptops der hochbegabten iranischen Deutschstudenten; ebenso konnte der österreichische Filmemacher und Kritiker Herbert Krill, der sich in Nordböhmen aufhielt, zeitgleich den installierten virtuellen Raum betreten, in welchem ich am Schreibtisch in Hainburg an der Donau sitzend, audio-visuell chattend mit dem iranischen Publikum das Itinerarium kommunizierte.

700 Jahre vor unserer Zeit berichtet uns Odorico, der „mindere Bruder“ aus Ostarrichi von „Mirabilien“ und seltsamen Dingen der „Ungläubigen“. Ausführlich besprachen wir im Kolloquium den mittelalterlichen „Streubesitz“ der Babenberger, denen die Stadt Portenau (jetzt: Pordenone) über das Interregnum hinaus tributpflichtig war, hörten ein berührendes Allah-oh- Akhbar am Jazzpiano von Dollar Brand (Abdullah Ibrahim) und folgten seinem Reiseweg bis nach China. Der Iran schreibt derzeit das Jahr 1400, aber so genau konnte das in Teheran keiner sagen, es gäbe nämlich insgesamt 3 Kalender zur Zeitrechnung, so wurde ich belehrt. Im Königreich Thailand, wo das meiste in meinem kurzen Film gedreht wurde, schreiben sie heuer 2564 nach Buddha, hinzu kommen die verschiedenen Zeitzonen.

Diese Veranstaltung, - Allah sei Dank-, fand an 2 Tagen im September statt, mein Respekt gilt ab nun der kybernetischen Welt. Weshalb sich noch in tiefen Mystizismus versenken, transzendentale Meditation oder schwierige Levitation üben, wozu noch sollten tanzende Derwische im Sufismus in Trance fallen, wenn man mittels Mouse-Click im Internet zu „Magic Moments“ kommt?

Von Hegels Geschichtsphilosophie („letzte Synthese“) über Gotthart Günter´s „Bewusstsein der Maschinen“,- eine Metaphysik der Kybernetik, gibt es eine historisch- logische Linie zum „Ende der Geschichte“ (Francis Fukuyama).

So auch hier: nach Beendigung meiner Arbeit musste eine e-Rechnung an den „Bund“ gestellt werden. Jeder Selbständige weiß aus Erfahrung, dass eine in Papierform ausgestellte Honorarnote mit Name, Adresse, Steuernummer, Bankverbindung etwa 5 Minuten in „realtime“ währt. Seit 2014 ist es jedoch verpflichtend, diese in „e-Form“ auszuführen. „Was soll´s ?“ dachte ich, auch Odorico musste 1330/31 am Ende seiner wunderlichen China-Reise bis Peking und retour einen Bericht für den Papst in Latein verfassen, gemeinsam mit einem Ordensbruder erledigte er das Opus in einem Monat. Ähnlich dem Koran, wird in den vom Finanzministerium beigelegten Hinweisen zur e-Rechnung apodiktisch vor geschrieben

Für die Einbringung von e-Rechnungen ist eine einmalige Registrierung beim Unternehmensserviceportal erforderlich. Als Einzelperson ist es dzt. nicht möglich, sich ohne Mithilfe der Mitarbeiter/innen des USP anzumelden. Es wird Einzelpersonen daher angeraten, mittels Kontaktformular unter Angabe des Vornamens, Nachnamens, Geburtsdatums, Geburtsortes und Adresse die Registrierung am USP zu beantragen.

Darüber hinaus werden Fragen im Zusammenhang mit der Registrierung vom USP-Service Center österreichweit zum Ortstarif unter 050 233 733 von Montag bis Donnerstag, von 8 bis 16 Uhr, Freitag von 8 bis 14:30 Uhr, sofern kein Feiertag, beantwortet.

Dergestalt wurde ich in Kenntnis gesetzt dass man, um überhaupt mit dem amtlichen Formular in Kontakt treten zu können, zuvörderst eine Handysignatur braucht. Mein Einwand, dass ich nur Festnetz und kein Handy habe, wurde mit: „dann können sie eben keine Rechnung an den Bund ausstellen!“ klar und deutlich beantwortet. Ich besorgte also ein Handy und dachte abermals an Odorico von Portenau. Als explizit friedlicher Franziskaner war er ja im „Sonnengesang“ telepathisch mit Gott verbunden, insofern war es für ihn vielleicht leichter den ewig-mühseligen Alltag im Heiligen Römischen Reich, ziemlich lange vor der EU, zu bewältigen. Nach persönlicher Vorsprache in der AK wurde mir geholfen eine Handysignatur zu installieren, zahlreiche Codes, Passwörter inkl. Widerrufspasswort wurden ad hoc kreiert, das dauerte eine Woche, dann unternahm ich den zweiten Anlauf bei USP. Nun stellte sich heraus, dass die bereits verifizierte amtliche Signatur im elektronischen Feld am e-Formular nicht angenommen wurde, - eine satanisch rote Schrift meldete: „ungültig“, Rufzeichen, Alarm, sie haben noch 9 Versuche…. ein USP „Service“-Mitarbeiter namens Kohlhaas den ich zum Ortstarif um brüderliche Hilfe kontaktierte, empfahl allen Ernstes einen neuen Browser runterzuladen oder besser gleich einen neuen PC zu besorgen. Ich verweigerte diesen Vorschlag unter Berufung auf mein Alter (66) und dass ich bereits seit 14 Tagen erfolglos eine Honorarnote auszustellen versuche. Sogleich wechselte der Mann in einen alttestamentarischen Modus, er wurde zornig, unterbrach das Telefonat und verdammte mich vom Purgatorio ins Inferno.

Nah am Nervenzusammenbruch, nach tagelangen Depressionen in welchen ich mir wie bei einem amtsärztlich verordneten Idiotentest vorkam, muss zuletzt die österreichische Auslandskultur gelobt werden: mit orientalischer Gelassenheit, geradezu supranational als Wunder in letzter Minute, signalisierte die Leiterin des KF Teheran die tagsüber den Hijab im islamischen Gottesstaat verpflichtend tragen muss, dass ihr eine einfache e-Mail genüge.

Fortan im Glauben an „Österreich-Kultur“ gefestigt, erhalte ich noch zu Lebzeiten den irdischen Lohn. Amen !

foto

Krieg und Frieden – aus niederösterreichischer Perspektive

Von Wien aus gesehen ist Hainburg „Naher Osten“; dennoch will ich das heutige N.Ö. mit 19.186 km² flächenmäßig nahezu gleich groß wie Israel, als mein Gelobtes Land würdigen. Zur Begründung ein Lehrsatz der Systemtheorie: „Beobachte den Unterschied, der den Unterschied macht“: zum Beispiel keine (russischen) Besatzungspanzer weit und breit, keine zornigen Steinewerfer, keine heulenden Großmütter, keine Bomben und Raketen, aber eine neue Wohnsiedlung mit zahlreichen Familienhäusern (ab 277.000 Euro sagt die Werbetafel), ausreichend Kinderspielplätzen, auf einem stillgelegten militärischen Übungsplatz. Dieser wird von zugewanderten Slowaken und autochthonen Hainburgern zu gleichen Teilen friedlich bewohnt. Was also habe ich, weder Muslim noch Jude, mit Israel/Palästina zu schaffen?

Zufällig kam ich am selben Tag zur Welt, als der österreichische Staatsvertrag 1955 in Kraft trat. Um 1967 konnte ich schon lesen und schreiben, damals die lustigen Kurzgeschichten in „Pardon, wir haben gewonnen“ von Ephraim Kishon. Innerhalb der bürgerlichen Familie, meine Eltern hatten eine Bäckerei, wurde der Zweite Weltkrieg kaum, der Krieg der Araber gegen Israel noch weniger thematisiert. Doch im August 1968 waren russische Panzer im 8 km entfernten Bratislava zu hören.

foto

Kommen die Russen zurück? Womöglich als Sieger, Befreier, zur Verteidigung ihrer Souveränität und Sicherheit? Am Hainburger Rathaus wehte ab 1945 die Sowjetflagge, Sichel und Hammer, so wie neulich der zionistische Davidstern über dem Bundeskanzleramt. In meinem Versuch, das Delirium des Heiligen, des Gelobten Landes Palästina/Israel mit treffenden Worten zu fassen, komme ich am Begriff „Terror“ nicht vorbei. Im Lateinischen steht das Wort für „Alarm“. Die moderne, aktuelle Bedeutung von Terror stammt jedoch von „la terreur“, die Schreckensherrschaft der Jakobiner in der französischen Revolution. Halten wir zugunsten der Richtigstellung von Begriffen fest: Terror bezieht sich auf politische Macht und wurde von den Beherrschten als Synonym eines unerträglichen „modus vivendi“ (Lebensweise) ins europäische Sprachspiel gebracht. Hingegen kann der lateinische Alarm, ähnlich wie die Flagge am Bundeskanzleramt, mit geschickter Torsion (Verdrehung) relativ wertfrei aufgefasst werden, man denke an „Preisalarm“ im Einkaufszentrum und dgl. Für politisches Marketing ist es deshalb klug, die Palästinenser als Araber, das eigene Kriegsministerium als Verteidigungsministerium umzutaufen; die Okkupation als Besiedelung zu bezeichnen, die Vernichtung von Zivilisten als Kollateralschäden, die Ermordung feindlicher Subjekte heiße ab

sofort „gezieltes Töten“; Shalom kann man durchaus mit „Frieden“ übersetzen, heißt aber zunächst nur „Heil, Unversehrtheit“, der Islam: „Unterwerfung, Hingabe an den einzigen Gott“. „Territorium“ ist ein Lehnwort aus der lateinischen Sprache und bezeichnet dort – abgeleitet von lat. terra, die Erde, der Erdboden, das Land – das Gebiet einer Stadt. Wenn es von Militärs besetzt wird, ist der Terror (Alarm + Schreckensherrschaft) buchstäblich nahe. Noch ein Jahrhundert Zeitungen - und alle Worte stinken! (F. Nietzsche, vor der Erfindung von TV-Nachrichten).

Zwar hält Israel noch keine hundert Jahre Palästina besetzt, je nach Zählweise kommt man auf etwa 54 Jahre, wenn man bei der militärischen Besetzung der Westbank beginnt, doch beim Begriff „Terror“ im hier versuchten Kontext von Angst/Schrecken vs. Widerstand scheiden sich Meinungen und internationale Gesetze: Menachim Begin, als Kommandeur der Untergrundorganisation Irgun Tzwai Le’umi war verantwortlich für den Sprengstoffanschlag auf das King David Hotel 1946 in Jerusalem, bei dem 91 Menschen ums Leben kamen (unter anderem 28 britische Staatsangehörige, 41 Araber, 17 Juden). Unter Begins Befehl wurden zwei britische Soldaten – Clifford Martin und Mervyn Paice – entführt und gehängt. Weil er jüdischer „Untergrundkämpfer“, somit kein Terrorist, war, erhielt er den Friedensnobelpreis. Seitenverkehrt Yassir Arafat, Guerillakämpfer, Friedensnobelpreisträger, blieb in der Weltpresse Oberterrorist. Als er von Kreisky nach Wien eingeladen wurde, war Bundeskanzler Sebastian Kurz noch nicht geboren, beim Friedensnobelpreis Arafats acht Jahre alt. Im Kontext „politisches Erleben“ kommt mir ein Bonmot von Prof. Sloterdijk, gegeben in einer Wiener Vorlesung, in den Sinn: „Wenn Sie mit verbundenen Augen vor einem Hinrichtungskommando stehen und Sie sollen ,Im Namen des Volkes’ hingerichtet werden, dann wird es Ihnen in der Regel egal sein, ob das im Namen Hitlers, Stalins oder wem auch immer geschieht“… Ich knüpfe an der Stelle weiter: ebenso wird es Ihnen egal sein, ob die Bombe, die Ihr Haus zerstört, in den USA, im Iran oder in Eigenbauweise in Gaza fabriziert wurde. Nicht egal wäre es jedoch, wenn die neuen Siedlungen in Hainburg von russischen oder ausländischen Militärs bewacht würden. Deshalb halte ich eine zionistische Fahne, das Staatssymbol Israels, über dem Bundeskanzleramt der neutralen Republik Österreich für asymmetrisch, unangemessen, entbehrlich.

Seit Jahren wird die Hamas, die einen islamischen „Gottesstaat“ und die vollständige Vernichtung Israels zum Ziel hat, von der EU als „Terrororganisation“ eingestuft. Nicht jedoch von Norwegen und der Schweiz. Offenbar ist der Hamas das Land Palästina so heilig wie den Juden, denen Gott das Land bereits in der Bibel versprochen hat. Bedauerlich für Muslime bleibt, dass man im Koran noch keine Sure fand, die Ähnliches behauptet. Vielmehr: metaphysisches Schweigen, wenn es um Sachverhalte, beispielsweise Anerkennung eines israelischen Staates in festen Grenzen, geht. Ich denke weiter an Atombomben: Der Iran beabsichtigt, diese zu bauen, Israel hat offiziell keine, und wenn es welche hätte, dann wären sie bei der Wiener Atombehörde gemeldet, wenn sie gemeldet wären, würden sie niemals eingesetzt, wenn sie nie eingesetzt würden, bräuchte man sich ergo nicht zu fürchten – quod erat demonstrandum- was zu beweisen war.

Ihr nehmt mir das Wasser weg. Verbrennt meinen Olivenbaum. Zerstört mein Haus. Ihr nehmt mir die Arbeit weg. Stehlt mir das Land. Werft meinen Vater ins Gefängnis. Tötet meine Mutter. Hungert uns aus. Erniedrigt uns, aber Schuld habe allein ich. Denn ich habe eine Rakete zurückgeschossen. (Noam Chomsky)

Man beachte die Wendung im letzten Satz „EINE Rakete“! Arithmetisch gesprochen eine glatte Torsion (Verdrehung), alle Welt hat mitgezählt wie bei einem Videospiel, kam auf 3150 Raketen in wenigen Tagen. Doch will der amerikanisch-jüdische Linguist und Philosoph bewusst die Asymmetrie hervorheben. Die Anzahl der Raketen wäre, gemessen an deren Wirkung, zweitrangig.

Kongenial bei Martin Heidegger: „Die Sprache ist das Haus des Seins. In ihrer Behausung wohnt der Mensch. Die Denkenden und Dichtenden sind die Wächter dieser Behausung. Ihr Wachen ist das Vollbringen der Offenbarkeit des Seins, insofern sie diese durch ihr Sagen zur Sprache bringen und in der Sprache aufbewahren.“ (Heidegger, Brief über den »Humanismus«)

Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes in Hainburg/Donau: kein Besatzungssoldat perlustriert mich, niemand wird mich aus „Sicherheitsgründen“ delogieren, anscheinend leben wir schon im Gelobten Land.


Michael Pand Antisemitismus, 2019

Eigentlich erübrigt sich nach diesem Titel jeder weitere Kommentar. Doch sagte schon Plato im Symposium: „Ähnliches geht zu Ähnlichem“ und somit wird hier, genau wie vor 2500 Jahren, höchste Komplexität aufgebaut. Im provozierenden Titel fehlt nämlich das obligate: „nach Christus“. Es wird in unserer, d.h. der westlich-okzidentalen Gesellschaft vorausgesetzt, doch soll in einem Essay das beabsichtigt „Heimat“, „Freiheit“, „Gerechtigkeit und Frieden“ zu reflektieren kurz daran erinnert werden, dass es auch andere Kulturen gibt, Buddhisten beispielsweise, die ihren Kalender und somit die Zeitlichkeit ihrer Lebensgeschichte nach dem Todesjahr von Siddhartha Gautama zählen. Gesetzt, dass Jesus gelebt hat, dann war er Jude und lebte in Palästina. Die Herren von Palästina damals waren die Römer, die Besatzungsmacht war bei den Juden verhasst. Der Islam kam erst 622 Jahre später. Juden, Christen und Muslime berufen sich unisono auf einen gemeinsamen Stammesvater namens Abraham, sind also im Glauben durchaus verwandt, ähnlich bis zur Verwechslung, gleichwohl seit 2000 Jahren in mehr oder weniger blutigen Konflikten schicksalshaft ineinander verbissen; das ist die komplexe Ausgangslage.

Voilà, ich wohne in Niederösterreich (19.000 km²). Israel gibt offiziell 22.000 km² als Staatsfläche (inklusive der besetzten Golanhöhe) an, ist also ähnlich groß wie meine Heimat. Was also habe ich, weder Muslim noch Jude, mit der weiteren Annexion der Palästinensergebiete durch Israel zu schaffen ?. Meine zweite Heimat wäre sowieso das Schachbrett, 64 lächerlich kleine quadratische Felder, aber geschätzte 10115 bis 10120 Zugmöglichkeiten, das reicht mir an „Raumgewinn“ für den Rest meines Lebens.

Eine Parabel: Von 1945 bis 1955, als ich zufällig am selben Tag als der österreichische Staatsvertrag in Kraft trat zur Welt kam war Niederösterreich (offizieller Tourismusslogan: „Hinein ins Leben“) von der siegreichen Roten Armee flächendeckend besetzt. Im Hainburger Rathaus, da wo heuer der Gemeinderat einen Spielplatz für Jugendliche, 250 m², als Käfig bis obenhin vergittert um 340.000 Euro bauen ließ war damals eine russische Militärkommandatur. (Der Geldbetrag wird explizit genannt weil man dafür auch einen kleinen Panzerkraftwagen mit Funkausrüstung kaufen könnte, aber niemand in Hainburg braucht einen solchen, doch passt das Beispiel gut zum Text, wenn dieser sich als Dekonstruktion von Lebensgeschichte in Hinblick auf Ähnlichkeit verstanden haben will). Die Hainburger mussten bei kommunalen Angelegenheiten, Baugenehmigungen, Geschäftseröffnungen und dgl. die russischen Besatzer um Erlaubnis fragen. Dasselbe müssen die Palästinenser 2019 immer noch, und wenn es nach dem netten Herrn am Foto geht: ad infinitum. Man stelle sich einen Augenblick lang vor, wie das Alltagsleben im „goldenen niederösterreichischen Wanderherbst“, beim „Genussradeln“ in den Donauauen oder bei der fröhlichen Weinlese wäre, wenn die Russen ab 1945 in Österreich geblieben wären und genau solche Siedlungen gebaut hätten, wie die Israelis im Westjordanland. Und niemand hätte sie daran hindern können. Am Weg von und nach Wien, das jetzt offiziell ???? hieße und als Hauptstadt von „Neu-Russland/ Lower Austria“ von USA anerkannt wird, wäre alle 20 km ein russischer Checkpoint der alle umweltbewussten Radler mit schussbereitem Maschinengewehr kontrolliert. Die Siedlungen für mittlerweile 600.000 Russen wären strengstens bewacht, kein heimatlicher Biobauer darf sich nähern und tut er es dennoch, wird auf ihn geschossen. Die Weinlese muss, genau wie die Oliven andernorts, über Moskau exportiert und verkauft werden. Ein anderes Gebiet, vielleicht der Bezirk Baden, wäre durch eine Mauer vollständig von der Aussenwelt getrennt und hätte den Vorzug dass die Russen nur jene die mit selbstgebastelten Brandsätzen protestieren am Zaun erschiessen; 125 waren es in einem halben Jahr, aber immerhin gälte der Bezirk Baden als nicht besetztes „autonomes N.Ö.“ Zwar wird seitens der UN die russische Besatzung und Landnahme in „Neu-Russland“ regelmäßig verurteilt, doch hat Moskau gewichtige Argumente für die Okkupation: seit 1945 wird der fiktive Staat „Neu-Russland“ im militärisch notwendig besetzten „Lower Austria“ von den Niederösterreichern nicht anerkannt. Sie protestieren, demonstrieren 74 Jahre nach der Kapitulation, viele russische Siedler werden mit Küchenmessern am helllichten Tag angegriffen und bedroht. Daher muss in „Neu-Russland“ das Militär ständig present bleiben, zum Schutz der russischen Bevölkerung und auch wegen „Wiederbetätigung“.

International ist die Lage ebenfalls kompliziert: Seitens der UN wurde den siegreichen Russen, die immerhin Nazi-Deutschland besiegten, zugestanden, einen eigenen Staat mitten im Land Niederösterreich zu gründen, hauptsächlich für die vielen Vertriebenen im 2.WK. Dieser Staat wird von den meisten anderen Staaten die auch gegen Nazi-Deutschland kämpften, mittlerweile vollständig anerkannt; leider nicht von den Besiegten. Die Russen beriefen sich bei der Staatsgründung u.a. auf Dschinghis Khan, dessen Reiterheere um 1242 bis nach Wiener Neustadt gelangten. Der Große Khan hätte schon damals, in einer uralten Schrift die man im Kaukasus gefunden hat, „das fruchtbare Land an der Donau“ seinen mutigsten Kriegern versprochen. Und jetzt sind sie heimgekehrt. Um zu bleiben. Viele sogenannte „Alt-Österreicher“, die bekanntlich eine gewaltige Mitschuld am 2. Weltkrieg nicht leugnen können wurden sofort nach der Staatsgründung „Neu-Russland“ in die Nachbarstaaten vertrieben wo sie nach 70 Jahren, bösartig und terroristisch, noch immer ein „Rückkehrrecht“ einforden. Politisch absurd, aber so stur sind sie halt.

„Neu-Russland“, so wird immer betont, wäre durchaus für Frieden mit allen Österreichern, doch fehlt die Anerkennung für die großen Befreier von Nazi-Deutschland durch die bornierten, schlechten Kriegsverlierer. Hinzu kommt, dass die von Lenin und Stalin begründete, mittlerweile absolut erfolgreiche kommunistische Lebensweise, die unbestreitbaren wissenschaftlichen Fortschritte auf allen Gebieten, Industrialisierung, Universitäten, Flugzeuge, Atomwaffen von den autochthonen und kulturell eher rückständigen (katholischen) Niederösterreichern rigoros abgelehnt wird. Die moderne, internationale Weltgemeinschaft die deshalb unfreiwillig zu einer Art Schiedsrichter aufgerufen wird im ewigen „Niederösterreich-Konflikt“, ist vollkommen überfordert mit historischen Einzelheiten, orientiert sich daher und der Einfachheit wegen an sportlichen Regeln wie sie beim Fußball zur Anwendung kommen: Russland hat das Match namens 2.Weltkrieg eindeutig gewonnen, die Niederösterreicher haben sich ihr weiteres politisches Schicksal selbst zuzuschreiben.....

Hier endet die Parabel. Wenn zwei absolut nicht kompatible, monotheistische Religionen im Streit um „ihr Land“ aufeinander prallen, dann findet der moderne, zeitungslesende Weltbürger dem Religion per se relativ egal ist, naturgemäß eher bei jenem Volk das seiner eigenen Geschichte (christlich-jüdisch) oder einer modernen Weltauffassung (Buddhisten) entspricht, eine gewisse Sympathie und Solidarität; weniger bei Muslimen, die noch vor 300 Jahren genau dieses Niederösterreich mit Feuer und Schwert erobern wollten. Mit Religion kommt man also bei (ähnlicher) Verwandschaft nicht weiter. Aber mit Blauhelmen auch nicht. Daher frage ich, dies schreibend, mit Martin Heidegger nach dem Sinn des Seins. Heidegger sagt: “Die Sprache ist das Haus des Seins. In ihrer Behausung wohnt der Mensch. Die Denkenden und Dichtenden sind die Wächter dieser Behausung. Ihr Wachen ist das Vollbringen der Offenbarkeit des Seins, insofern sie diese durch ihr Sagen zur Sprache bringen und in der Sprache aufbewahren.” Ich frage mit dem provozierenden Begriff „Antisemitismus“ nach dem „Hausverstand“ zumal mein solides Einfamilienhaus in N.Ö. niemals von russischen Bulldozern zerstört werden wird.

Israel hält das Westjordanland seit Jahrzehnten besetzt und ist, in Personalunion mit dem demokratisch gewählten Präsidenten Donald Trump, am besten Weg ganz Palästina von allen Landkarten zu löschen, – nicht umgekehrt ! In den 70iger Jahren als wir Ephraim Kishon („Pardon, wir haben gewonnen“) verehrten, nach dem „6-Tage Krieg“ (1967) wurde der Mythos „David gegen Goliath“ geboren. Doch wer ist jetzt Goliath, wenn die Atommacht Israel mit Bomben und Panzern gegen palästinensische Steinewerfer vorgeht ? 2019 erfahren wir die angekündigte Annexion von Rest-Palästina, das noch nicht vollständig israelisch besiedelt wurde. Die EU ist besorgt. Als Günter Grass in einem Gedicht „Was gesagt werden muss“ die israelischen Atomwaffen kritisierte wurde ihm von der Mehrheit der deutschen Medien „Antisemitismus“ vorgeworfen. In Israel wurde er zur „Persona non grata“ erklärt und er erhielt ein lebenslanges Einreiseverbot. Insofern darf ich gespannt sein was auf mich zukommt, sollte der Text in einem österreichischen Medium veröffentlicht werden. Lang lebe Arafat ! Und ebenso Uri Avnery, der ehem. Knesseth Abgeordnete, Friedensaktivist unter Einsatz des eigenen Lebens, der am 20. August 2018 verstarb.

foto
Uri Avnery

Michael Pand Pilzkunde in Kafkanien

thai1

Als Peter Pilz eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. „Was ist mit mir geschehen?“, dachte er, „wird von nun an der Straftatbestand ,sexuelle Belästigung und öffentlich geschlechtliche Handlung’ (vulgo ,Po-Grapschen’) kategorial an mir exekutiert? Bin ich der apokalyptische Minusmann einer Grünen-Bewegung, die einst, von Hainburg ausgehend, die österreichische Politik nachhaltig beeinflusste?“ Da der lustige Peter in den Siebzigerjahren für den Autor dieser Zeilen so etwas wie ein Jugendfreund gewesen ist, überkam diesen das Bedürfnis, sich gedanklich zur Causa mitzuteilen. Zum Untergang der Grünen als Parlamentspartei wollen wir dabei den Begriff der Implosion verwenden. Im Fußball würde man von einem Eigentor sprechen. Beim Zuordnen der täglich eintreffenden Nachrichten zur Liste Pilz können wir uns allerdings nicht entscheiden ob es sich um Harakiri oder Potlatch handelt. mehr...

Exzellenzen ausstopfen. Ein Unfug ?

thai1

In einer Zeit in welcher der Begriff „Staatsgrenze“ eine merk(l)würdige Neudefinition erfährt, soll am Beispiel der Österreichischen Botschaft im Königreich Thailand als exterritorialer Arbeitsplatz privilegierter Repräsentanten, über Staatswesen, Diplomatie und Obrigkeit räsoniert werden. Die Motivation und Überwindung des Schreibers hierzu stammt aus der habituellen Nichtbeantwortung eines vor Wochen an seine Exzellenz, den österreichischen Botschafter gerichteten Schreibens, in welchem detaillierte Vorschläge zur Aufführung österreichischer Filme im Goethe Institut Bangkok vorgelegt wurden. Außerdem stehen heuer 150 Jahre diplomatische Beziehungen Österreich-Siam auf der kulturpolitischen Agenda. mehr...

Der Unterschied, der den Unterschied macht

thai1                                     viet1

Das Zitat stammt von Gregory Bateson (Kybernetik) und wurde von Niklas Luhman (Systemtheorie) oft verwendet. Einen Printessay als zweiwertiges Bild beginnen zu lassen hat den Vorteil, dass der Leser in nuce entscheiden kann ob das Thema für ihn von Belang sein könnte; der Schreiber erspart sich die Mühe des ersten Satzes. Links also der König von Thailand, rechts Ho Chi Minh im selben Medium Papiergeld. Der monochrom leere Raum zwischen den Bildern bedeutet, dass König Sihanouk fehlt. Er verbindet die genannten Exzellenzen so wie der Mekong, der von Thailand durch Kambodscha nach Vietnam fließt. mehr...

Der Fenstergucker von Phnom Penh
Wenn ein Staat 8 Mio Einwohner zählt (Kambodscha vor 20 Jahren), wenn in diesem Land seit jeher ein mächtiger Strom fließt (Mekong), von Nordwesten nach Südosten, wenn sich die Hauptstadt (Phnom Penh) nur wenige Kilometer von der kommunistischen Ostgrenze befindet (Vietnam), wenn auch der nördliche Nachbar  sozialistisch ist (Laos), wenn hingegen der westliche Nachbar (Thailand, 60 Mio Einwohner) ähnlich groß wie Westdeutschland vor 1989 ist und sich so pro-amerikanisch verhält wie dieses nach dem 2.Weltkrieg, wenn im Süden das Meer lockt, spätestens dann wird der  österreichische Winterflüchtling  zwangsläufig, weil Struktur determiniert, von Heimat und Herkunft eingeholt.     mehr...


Demokratie vs. Kunst
Das Ziel demokratischer Systeme besteht in der Nivellierung, zum Beispiel von Ungerechtigkeiten. Ein Kunstsystem hat demgegenüber niemals den Anspruch, allen auch nur halbwegs gerecht zu werden.
Peter Noever bleibt für mich der Einzige, dem Begriffe nach „wahre Kunstdirektor“, wenn „directus“ im Lateinischen „in gerader Richtung“ heißen soll. Doch war es ein anderer, ebenfalls großer Direktor, der preußische Großindustriellensohn Peter Stein, damals Leiter der Schaubühne am Halleschen Ufer, der bei den Proben zu „Groß und klein“ (Botho Strauß) dem Verfasser erstmals von der „prinzipiellen Unverträglichkeit“...   mehr...


Damals in Afghanistan
Es war schon gegen Ende der „Hippie-Zeit“, im Wiener Konzerthaus spielten Frank Zappa, Procol Harum, Leonard Cohen, das  täglich inhalierte Haschisch kauften wir  beim Theseustempel, -da wo jetzt illustre ÖVP-Nachwuchsparties stattfinden-, einstmals junge und  schmale Bürschchen wie der  ORF-Ressortleiter für politische Auslandsthemen  Dr. Raimund Löw  waren noch in der, mittlerweile aufgelösten, GRM (Gruppe Revolutionärer  Marxisten/Trotzkisten) bei Kambodscha-Demos engagiert. Damals, vor  27 Jahren, konnten wir am Landweg  mit Bussen und Bahn,  von Wien Südbahnhof via Türkei, Persien, Afghanistan, Pakistan, Indien bis nach Kaschmir reisen.    mehr...


Vietnamesischer Synkretismus
Das in Europa seit Schopenhauer verbreitete Sympathisieren mit fernöstlichen Religionen, beispielsweise Hinduismus und Buddhismus, lässt sich am Beispiel der modernen vietnamesischen Mischreligionen CAODAISMUS und HOA HAO fortsetzen. Eine allgemeine Beschäftigung mit asiatischem Synkretismus verspricht dem Mythos Vietnam näher zu kommen. Von der französischen Kolonialmacht rund 100 Jahre als „Annamiten" bezeichnet, stammen die Vietnamesen aus Südchina und standen bis ins 12.Jh. politisch und kulturell völlig unter chinesischem Einfluss.    mehr...


Zwei Österreicher in Vietnam
Im folgenden möchte ich Sie für eine bisher unveröffentlichte und unbeachtet gebliebene Emigrantengeschichte interessieren.
Das ist die von uns (Alexander Muliar, Sylvia Frey, Dr. Irmgard Schwartz und mir) in Hanoi 1996 filmisch recherchierte Geschichte der beiden österr. Juden Ernst FREY und Georg WÄCHTER, die nach einer abenteuerlichen (und teilweise mißglückten) Flucht vor den Nazis aus Wien (1938) als Fremdenlegionäre in Französisch-Indochina strandeten und ab 1945-1950 als erste Europäer auf der Seite der siegreichen Viet Minh für die Unabhängigkeit Vietnams kämpften!    mehr...


Oderich von Portenau, der erste österreichische Weltreisende
Vor rund 680 Jahren, zwischen 1314 und 1321, marschierte ein Franziskanermönch namens Odoricus de Portu Naonis von seiner Heimatstadt Portenau in Kärnten (jetzt: Pordenone in Friaul) zu Fuß bis nach Peking und kehrte nach insgesamt 16jähriger Reise nach Europa zurück, wo er seinen Reisebericht in lateinischer Sprache, nur wenige Jahre nach dem Tod Marco Polos, einem Ordensbruder diktierte. Bald danach verstarb er.
Daß dieser aus österreichischer Sicht früheste Weltreisebericht und sein Verfasser bis heute hierzulande weitgehend unbekannt blieben könnte man als "fatum austria cum", als österr. Schicksal bezeichnen.    mehr...


Christoph Carl Fernberger, der unfreiwillige Weltumsegler
Nomen est omen, doch was dem jungen Soldaten zu Beginn des 30-jährigen Krieges mit fernen Bergen, (Vulkanen), unerforschten und fremden Völkern widerfuhr, darf als das gewaltigste individuelle Reiseabenteuer des ganzen 17. Jahrhunderts bezeichnet werden. Aus dem Raißbuch, so er allendhalben gethan hat wissen wir, daß Christoph Carl Fernberger im Oktober 1621 nach einer Schiffspassage fragte, um von Amsterdam über Venedig nach Österreich zu reisen. So wurde er, unfreiwillig, zum ersten österreichischen Weltreisenden.    mehr...


Pazifikrundreise
Bei den meisten Weltkarten die in Europa manche Büro- oder Zahnärztevorzimmer dekorieren, oder die der Fluggast gelangweilt überblättert während seine Maschine nach Miami oder Damaskus abhebt, ergibt sich, bedingt durch die rechteckige Grundform auf denen alle Kontinente Platz finden müssen, jeweils zwischen dem 180° Längengrad östlich, bzw. dem 140° westlich von Greenwich ein marineblaues "Niemandsland", das nur mehr den Reiseprofis, also Flugkapitänen, Mittelschullehrern oder Ozeanexperten ein geographisches Vorstellungsvermögen abverlangt.    mehr...


Insider-Tips aus Hollywood und Umgebung
Möglicherweise überkommt einen, mit durchschnittlichen Schulenglischkenntnissen ausgestatten Fluggast beim Landeanflug nach LAX, wenn die Gottesfrage sehr denk-würdig in den Vordergrund tritt, jene selbstbewußte Genugtuung: "als guter Bote", "Vertreter einer kulturellen Großmacht" etc. unterwegs zu sein, und die geplanten Geschäfte, oder sei es auch nur vergnügliches Reisen in den "Vereinigten Futter-und Mutterstaaten", fortan und sowieso unter alphabetisierten Seinesgleichen zu bewerkstelligen. Doch kurz danach, beim Ausfüllen des amerikanischen Einreiseformulars in welchem unter Punkt 33 dualistisch, also nur mit YES or NO beantwortbar, gefragt wird: "ARE YOU A MEMBER OR REPRESENTATIVE OF A TERRORIST ORGANIZATION?" könnte ein Verdacht, nämlich keineswegs in der "Stadt der Engel" sondern eher in einem Verein uniformierter Idioten gelandet zu sein, virulent werden.    mehr...


Vergangenheitsbewältigung in Kambodscha
Im Frühjahr 1999, kurz nach dem chinesischen Neujahrsfest zu welchem der Hase den Tiger ablöste, interviewten wir den ranghöchsten buddhistischen Mönch im Königreich Kambodscha, den mehrfach für den Friedensnobelpreis nominierten Maha Ghosananda Bhikku, d.h. wörtlich: "die ehrwürdige und gute Nachricht, bettelnd". Seit 1978, als die maoistisch-rassistischen Khmer Rouge von den nach Westen expandierenden marxistisch-leninistischen Vietnamesen überrannt und okkupiert wurden und einen gewaltigen Flüchtlingsstrom nach Thailand auslösten, arbeitet der 74jährige Hinayana Buddhist an der nationalen Versöhnung: er marschiert und meditiert.    mehr...


Insider-Tips aus Phnom Penh
Für den ambitionierten Südost- bzw. Weltreisenden dem Bangkok zu laut, Singapur zu langweilig und Hongkong, besonders im Hotelbereich, zu teuer geworden ist, empfiehlt sich ein Abstecher in das Königreich Kambodscha. Obwohl das Land erst seit 1992 für Touristen geöffnet wurde kann man neuerdings von allen genannten asiatischen Metropolen direkt in die verhältnismäßig kleine Hauptstadt Phnom Penh fliegen, ohne Visum, denn dieses wird am Airport ausgestellt. Apropos: nach über 20 Jahren Bürgerkrieg wurde der Flughafen zuletzt im Juli 1997 von putschenden Militärs in Schutt und Asche geschossen, aber erstaunlich schnell wieder aufgebaut.    mehr...


AMS-Zoodirektor
Charles Darwins 200.Geburtstag zum Anlass nehmend, möchte ich Sie und die humanistische Öffentlichkeit nach den gemeinsamen Spielregeln im Menschenzoo AMS befragen.
Meine Ausbildung als dressierter Kulturaffe erfolgte am Wiener Reinhardt Seminar, bei Otto Schenk, Susi Nicoletti, Samy Molcho, später bei Otto Tausig; dann in der Filmhochschule und am IKM Karlsplatz. 36 Zirkusjahre lang diente ich bei großen Dompteuren im In-und Ausland, zum Beispiel bei Karl Paryla, Lee Strasberg, Peter Stein, schließlich bei Edwin Zbonek.    mehr...


Afghanistan bis Warhol
-
19 essayistische Reisetexte

10€ - Bestell Nr. 001


News    Biografie    Fotos    Audio/Video/Shop    Texte    Privat    Home